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Am Dienstag den 27.02.2018 war es dann soweit und ich wurde von meiner Frau nach Bad Tatzmannsdorf zum „Rosalienhof“ gefahren. Auf unsere kleine Tochter passte derweil ihre Oma, also meine Mutter, welche in Pinggau lebt und somit eigentlich gleich ums Eck war, auf.

Onkologische Therapieanstalt Rosalienhof

Geplant waren 22 Tage Rehabilitation mit der Option eine Woche zu verlängern, sollte ein Zimmer frei sein. Dort angekommen musste ich erstmal auf meine Zimmerschlüssel warten. An das Warten habe ich mich mittlerweile ja schon gewöhnt… Als ich dann endlich dran war, habe ich mich noch schnell von meiner Frau verabschiedet und nach Erhalt der Zimmerschlüssel, wurde erst mal das Gepäck verstaut. Ich habe auch mein eigenes Schlafpolster mitgenommen, da ich für 22 Tage nicht auf irgendeinem labrigen Teil schlafen wollte. Danach ging es weiter mit einem richtigen Untersuchungsmarathon, welcher mehrere Tage angedauert hat. Es wurde alles sehr gründlich durchgecheckt und besprochen. Unter anderem:

*) Urinprobe

*) Stuhlprobe

*) Blutabnahme

*) Belastungs-EKG

*) Blutdruckmessung

*) Echokardiographie (Herzultraschall)

*) BIA Messung  (Muskel-/ Fett-/ Wasser-/ Zellmasse)

*) Diverse Vorträge (Ausdauersport, Kraftsport, Ernährung,…)

*) Erstgespräche und Vorstellungen mit diversen Ärzten, Diätologen und Psychologen

Als das Wichtigste untersucht worden ist, folgte ein persönliches Arztgespräch wo dann auch der Rehabilitationsplan erstellt wurde. Es wurde besondere Rücksicht auf die Beschwerden genommen, weil wirklich fit sind bei einer onkologischen Reha die Wenigsten. Bei mir wurde somit sehr auf meine Rückenbeschwerden im Lendenbereich eingegangen. Meine drei Hauptziele waren der Muskelaufbau, die Steigerung der Ausdauer und für mich am bedeutendsten, das Gedächtnistraining.

Da ich beim Ausdauertraining nicht auf einem Ergometer sitzen wollte, habe ich mein eigenes Fahrrad mitgenommen und stattdessen im Freien meine Einheiten abgespult. Die Ärzte haben dies mit einem Kopfschütteln akzeptiert, weil sie meinten, dass es doch etwas zu kalt draußen sei.  Wenn die wüssten, bei welchen Temperaturen ich schon geradelt bin…

Tja, da war ich wohl der Einzige…

Auch bei den Mahlzeiten wurde sehr auf die Bedürfnisse des Einzelnen geachtet und somit wurde mit Hilfe einer Diätologin ein Speiseplan erstellt. Nebenbei hatte auch jeder ein eigenes Kühlfach, wo wöchentlich Bio-Säfte eingekühlt werden. Bei mir war es Karottensaft und roter Rübensaft, was meinen persönlichen Geschmack mehr als getroffen hat. Natürlich konnte man auch eigene Getränke und Speisen in diesem Kühlraum aufbewahren. Da ich meistens meine eigenen Brote, Nüsse und Marmeladen mithatte, führte mein Weg vor dem Frühstück somit immer zuerst am Kühlraum vorbei. Ich bin nämlich jemand, der am liebsten etwas Süßes frühstückt. Bei den Mahlzeiten konnte ich mich auch nicht beklagen, sie waren sehr gut und vor allem abwechslungsreich. Meine zwei Tischkollegen, beide hatten ein Prostataleiden, waren ebenfalls sehr nett und wir waren auch gleich auf einer Wellenlänge. Einer ist ein Lehrer in einer höher bildenden pädagogischen Schule und der andere ein pensionierter Hubschrauberpilot beim Bundesheer.

Der Therapieplan war sehr abwechslungsreich und mit angemessenen Pausen dazwischen. So startete mein Tag, nach dem Frühstück, meist mit der Morgenaktivität (Yoga), Faszientraining (Weichteil-Komponenten des Bindegewebes) oder Entspannungsübungen (durch Psychologen geleitet auf angenehmen Liegesesseln), danach entweder Massage, Krafttraining (leider mit Geräten, ich bevorzuge nämlich freie Gewichter bzw. das eigene Körpergewicht) oder Ausdauertraining (Radfahren im Freien). Dazwischen hatte ich immer wieder Einheiten bei der Ergotherapie  (bei mir Gedächtnistraining) und Physiotherapie (Hauptaugenmerk: Stärkung der Körpermitte). Neben der Massage gab es auch noch Moorpackungen und CO2-Bäder, welche ebenfalls sehr angenehm waren. Die Moorpackungen waren jedoch nicht ganz meines, was wahrscheinlich auch daran gelegen hat, dass diese in einem älteren Trakt stattgefunden haben, der meines Erachtens nicht so ganz zum anderen Ambiente gepasst hat. Ist jedoch meine persönliche Meinung und wertet das Ganze in keiner Weise ab.

Die Morgenaktivität hat mir sehr gut gefallen, auch wenn immer nur der Sonnengruß gemacht wurde. Dies hat mich auch dazu bewogen, dass ich nach der Reha mit Yoga weitermache. Bei der Entspannungsübung lagen wir immer auf angenehmen Liegesesseln mit musikalischer Begleitung während ein Psychologe die einzelnen Entspannungsschritte instruierte. Faszientraining war manchmal ein bisschen schmerzhaft, da man mit Hartschaum-Rollen auf dem Boden liegend die Faszien bearbeitete. Die Faszien sind das, was beim Fleisch immer so silbern schimmert. Danach fühlte man sich wirklich gut und bereit für den Tag.

Bei der Ergotherapie wurden immer wieder verschiedene Spiele (oft auch auf einem Computer) gespielt, welche dem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Die Spiele, welche mir besonders gefallen haben (zum Beispiel: Nikitin Material), habe ich nach der Rehabilitation auch gleich gekauft. Das Computerprogramm „Fresh Minder“ wollte ich ebenfalls besorgen, ist jedoch leider nur auf Windows verfügbar. Stattdessen habe ich mir Alternativen fürs Handy besorgt. Es wurden auch hilfreiche Tipps gegeben, wie man sich etwas leichter merken kann.

Krafttraining war für mich so „Naja“, da ich keine Geräte mag, welche mir die Bewegung vorschreiben. Man bekam eine zugewiesene Karte, wo am Anfang alles mit Hilfe eines Trainers eingestellt und auf die Karte gespeichert wurde. Man musste somit nur die Karte in die jeweilige Trainingsstation einführen und alles andere machte dann die Station von selbst. Sprich sie stellte sich automatisch auf die Bedürfnisse der jeweiligen Person ein. Ist natürlich sehr toll und hochmodern das Ganze, da man zwei Gewichte (konzentrisch und exzentrisch) einstellen konnte, was beim üblichen Krafttraining nicht der Fall ist, haute mich jedoch nicht vom Hocker. Ich spulte meine fünf Stationen somit rasch ab und war nach ca. fünfzehn Minuten fertig. Das Aufwärmen davor und das Dehnen danach erledigte ich immer im Zimmer.

Anders war es bei der Physiotherapie, denn dort wurde ich sehr gefordert. Die Stabilitätsübungen verlangten wirklich alles von mir ab. Und in Kombination mit den Rückenmassagen machte sich das auch während der Reha bemerkbar: Die Schmerzen im Lendenwirbel-Bereich konnten gelindert werden und zum Schluss waren sie so gut wie ganz weg. Nur manchmal fühlte ich noch ein leichtes Stechen.

Da ich, wie ich zuvor schon geschrieben habe, Ergometer-Training nicht mag, fuhr ich mehrmals die Woche mit dem Fahrrad. Weil ich auch kältere Temperaturen gewohnt bin (-10°C ist mein Limit, dann bekomme ich langsam kalte Zehen) war dies kein Problem für mich. Meist war ich sogar zu warm angezogen und musste während der Tour noch ein paar Hüllen fallen lassen. Die Ergometer-Einheiten waren oft zwischen anderen Therapien eingeplant, somit fuhr ich meist erst als ich mit meinen Therapien fertig war. Für die Ärzte war es OK so wie ich es handhabte. Oft dämmerte es dann auch schon, aber ich hatte meine Helm-Lampe, womit ich die Nacht zum Tage machen konnte, stets dabei. Ich bin früher auch immer um 04:00 Uhr nach Wien und nach ein paar Tagen um ca. 23:00 Uhr nach Hause geradelt und verfügte aus diesem Grund auch über die dementsprechende Ausrüstung.

Viel besser als auf einem Ergometer…

Im Zimmer befand sich alles was man für einen angenehmen Aufenthalt benötigt. Ein gepflegtes Badezimmer, ein angenehmes Bett und ein Fernseher. Die Pausen verbrachte ich somit mit Telefonieren, Internet surfen und fernsehen. Manchmal betrieb ich auch Augenkosmetik wenn mich die Müdigkeit überrannt hatte.

Mein Rückzugsort

Meine Familie wohnte während meines Rehabilitations-Aufenthaltes in Pinggau. Samstag Nachmittag und Sonntag den ganzen Tag durfte ich auch meine Familie besuchen. Man musste jedoch schon drei Tage vorher das Essen abbestellen. Abgeholt hat mich meistens meine Mutter, welche auch so nett war, dass sie gleich den Sitzplatz (ohne dass ich fragen musste) wechselte, denn seit 02.03.2018 war ich ein Jahr ohne Anfall und durfte von nun an wieder ein Auto lenken. Obwohl ich ein Jahr lang abstinent war, hat sich für mich eigentlich nix geändert. Ich fuhr einfach so wie immer. Kein Eingewöhnen oder dergleichen… Am Abend musste ich mich jedoch wieder spätestens um 22:30 Uhr im Therapiezentrum beim Schwesternstützpunkt zurückmelden, da ich nicht außerhalb nächtigen durfte.

Unter der Woche, wenn ich einen kurzen Tag hatte, besuchte mich manchmal auch meine Frau zusammen mit unserer kleinen Tochter. Sie selbst ist nämlich ebenfalls in dieser Gegend aufgewachsen und wir waren früher sehr oft in Bad Tatzmannsdorf. Meistens sind wir dann im Kurpark spazieren gegangen und sind danach in ein Lokal eingekehrt.

Irgendwann waren dann auch die drei Wochen verstrichen und ich durfte zum Glück, da ein Zimmer frei war, um eine Woche verlängern. Dies kam mir natürlich sehr gelegen, da ich ansonsten nur zwei Wochen Therapie gehabt hätte. Bei der ersten Woche wechselte ich ja nur von einer Untersuchung zur anderen. Aber auch diese Woche verging relativ schnell und ich wurde schließlich von meiner Frau abgeholt.