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Da mir die erste Reha extrem gut getan hat und ich davon sehr profitiert habe, habe ich mich dazu entschlossen wieder auf Reha zu fahren. Am 01.01.2019 startete ich auch mit der sublingualen Immuntherapie und am Vormittag dem 02.01.2019 fuhr mich mein Vater nach Bad Tatzmannsdorf ins onkologische Therapiezentrum Rosalienhof. Im Gepäck befanden sich neben der Wäsche wieder einmal mein Schlafpolster und mein Fahrrad. Denn auch dieses Mal wollte ich wieder darum bitten, selbstständig die Ausdauer zu trainieren. Des Weiteren erhoffte ich mir sehr, dass 2019 ein besseres Jahr wird als die vorherigen zwei.

Bei der Reha startete dann auch gleich wieder ein Untersuchungsmarathon, wie beim letzten Mal. Bei den Vorträgen Ausdauertraining, Krafttraining und Hygiene musste ich jedoch nicht mehr mit Anwesenheit glänzen. Beim Ernährungsvortrag dafür sehr wohl, da diese immer wieder aktualisiert und neue Themen vorgetragen werden. Dadurch, dass ich im Vorjahr bereits die Reha hatte, ließen sich die aktuellen Daten mit denen vom Vorjahr sehr gut vergleichen. Und diese waren eindeutig besser als im Vorjahr. Mein Ruhepuls war niedriger, beim Belastungs-EKG schaffte ich deutlich mehr Watt bei weniger Puls und Blutdruck und mein Blutbild sah ebenfalls sehr gut aus. Auch die Leukozyten sind wieder in der Norm. Da beim Herzultraschall ebenfalls alles im grünen Bereich war und das Belastungs-EKG so positiv ausgefallen ist, konnte ich den Februartermin beim Internisten gleich telefonisch absagen.

Saugknopfabdrücke nach dem Belastungs-EKG

Moorpackungen ließen wir gleich komplett weg, da ich nicht so ein Fan davon war und Physiotherapie war auch nicht mehr notwendig. Außerdem war ich auch bereit etwas Neues zu wagen. So entschied ich mich für folgende neue Therapien:

*) Dehnen

*) Bio-Feedback

*) Narbenmassage

*) Unterwassergymnastik

*) Ergotherapie Kreativgruppe

Unterwassergymnastik war eigentlich ganz lustig, aber für mich nur wenig anstrengend. Jedoch hatte ich nur eine Einheit, da es versäumt wurde, Revisionsarbeiten durchzuführen. Diese fanden dann während meines Reha-Aufenthaltes statt und das Wasser wurde ausgelassen. Als Alternative habe ich das Dehnen gewählt, wo ich aber nicht besonders wurde, da ich sehr gelenkig bin und nebenbei auch Yoga betreibe.

Beim Biofeedback wurde ermittelt wie schnell man von einer Stresssituation wieder herunterkommt und wie entspannt man wirklich ist. Ich musste in siebener Schritten von 100 rückwärts runter zählen, über meine Krankheitsgeschichte sprechen, usw… Dazwischen hatte ich immer eine dreiminütige Pause, wo ich mich so gut es ging entspannen sollte. Das Ganze wurde mit Sensoren ermittelt, welche an meinen Schultern und an einem Finger angebracht waren. An den Schultern wurde gemessen wie verspannt bzw. entspannt man in einer Situation ist, am Finger wurden die Herzfrequenz, die Schweißbildung und die Hitze gemessen, also wie bei einem Lügendetektor. Danach hatte ich noch zwei Feedbackeinheiten, wo beim ersten auf die Atmung eingegangen und beim zweiten die Schulter und Nackenpartien beobachtet wurden. Dies war sehr interessant und zeigt einem deutlich auf, wo man unbewusst gestresst, verkrampft und angespannt ist. Des Weiteren wurden auch hilfreiche Tipps mitgegeben, wie man sich am besten entspannen kann. Da dies von Mensch zu Mensch verschieden ist, ist diese Feedbackeinheit sehr zu empfehlen. Mir hat es auf jeden Fall sehr geholfen und offenbar kann ich mich sehr rasch entspannen und abschalten. Aber ich glaube, dass man dies nach so einer langwierigen Krankheit irgendwie von selbst lernt.

Die Narbenmassage wollte ich unbedingt machen, weil bei meiner letzten Reha meine Tischkollegen davon so geschwärmt hatten. Und sie hatten Recht, die Narbenmassage war für mich wirklich sehr angenehm. Es wird mittels Akupressurstift mit einem runden Ende die Narbe und das Umfeld massiert. Dadurch wird bewirkt, dass Taubheitsgefühle werden dadurch gelindert oder sogar entfernt, nicht korrekt verlaufene Nervenbahnen und Meridiane im Nachhinein korrigiert werden können oder einfach um die Narbe etwas geschmeidiger zu machen. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich bei meiner letzten Reha einfach nur meinem Facharzt mitteilen müssen, dass ich so etwas auch haben möchte. Aber aus Fehlern lernt man…

Für die Kreativgruppe habe ich mich erst im Nachhinein angemeldet, da ich keine Ahnung hatte was dort alles gemacht wird. Alles was ich wusste war, dass man bastelt. Meine zwei Tischkolleginnen haben mir genug Informationen gegeben, sodass ich bereit war dies zu probieren. Eine davon hatte die Idee, dass ich meiner Tochter ein Pferd aus Speckstein anfertigen könnte. So kam es, dass ich ein Einhorn aus Speckstein feilte/schleifte und für meine Frau eine Kerze und ein Stoffsackerl mittels Serviettentechnik bedruckte bzw. bepinselte.

Einhorn für meine Tochter

Sackerl und Kerze für meine Frau

Dann kommen wir auch schon zum Punkt Tischkollegen. Die Eine, welche mir den hilfreichen Tipp mit dem Pferd gegeben hatte, ist eine pensionierte Volksschullehrerin, die in Eisenstadt unterrichtete. Sie leidet an  Bauchfellkrebs und bekommt nach wie vor ihre Chemos. Sie hatte wahrhaftig kein leichtes Leben und musste schon sehr viele Schicksalsschläge verkraften. Ich hoffe sehr, dass sie weiterhin stark bleibt und den Lebenswillen nicht verliert. Die andere Frau ist eine Mittelschullehrerin in Korneuburg, welche Brustkrebs hatte. Alle waren sehr nett und wir haben uns wirklich gut miteinander verstanden. Neben mir saß dann noch ein pensionierter Polizist, welcher lediglich auf Kur war. Sein Zimmer hatte er zwar im Therapiezentrum, zu den Behandlungen musste er jedoch immer ins nahe gelegene Kurhotel Reduce. Dorthin gelangte man entweder durch einen unterirdischen Gang oder oberhalb indem man die Straße überquerte. Die einzige Therapie, die ich im Reduce hatte war das Dehnen.

 

Dieses Mal wurde auch mehr auf meinen Wunsch bzgl. des Fahrradfahrens Rücksicht genommen. So hatte ich an manchen Nachmittagen relativ früh aus oder gar komplett frei, denn wenn ich mit dem Rad fahre bin ich meistens zwei bis drei Stunden unterwegs. Auch bin ich an den Wochenenden nach Pinggau hin und zurück geradelt.

Ansonsten war alles wie bei der ersten Reha. Wenn ich freie Zeit hatte war ich meistens in meinem Zimmer oder ging gelegentlich mit Freunden, welche nicht weit weg wohnten, auf einen Kaffee. Auch meine betreuende Ärztin war dieselbe wie im Vorjahr und das Personal erkannte mich auch gleich wieder.

Gegen Ende meines Reha Aufenthaltes waren die Revisionsarbeiten beim Becken wieder zu Ende und ich hatte wieder Unterwassergymnastik auf meinem Plan. Einmal war ich sogar ganz alleine und konnte wählen was ich alles machen möchte. Ich probierte einiges durch und fand mein Glück bei Neoprenhandschuhen mit Schwimmhäuten. Diese forderten mich bis aufs äußerste und ich teilte meiner Physiotherapeutin mit, dass ich mir diese für den nächsten Aufenthalt merken werde, denn die kleinen Unterwasserhanteln hatten für mich zu wenig Widerstand und bei den Großen hatte ich zu viel Auftrieb.

Irgendwann kam dann der Zeitpunkt, wo es hieß, Kofferpacken und abreisen. Dies war am 30.01.2019 und ich war sehr froh wieder bei meiner Familie zu sein. Für mich sind vier Wochen Reha die ideale Dauer, weil drei Wochen einfach zu schnell vergehen. Nach vier Wochen jedoch freut man sich wieder auf zu Hause und ich wurde schließlich vom Bruder meiner Frau zurück nach Möllersdorf gefahren. Dieser wohnt nämlich gleich in der Nachbarortschaft. Mit im Gepäck das Speckstein-Einhorn, die Kerze, das Stoffsackerl und eine Packung Pralinen von der Pralinen-Manufaktur Spiegel welche sich ebenfalls in Bad Tatzmannsdorf befindet.